Samstag, 22. Juli 2017


Vier Balkanländer und ein Durchlauferhitzer


Die Copilotin am Steuer
Der Wecker klingelt um fünf Uhr. Wir wollen heute von Kroatien über Bosnien und Herzegowina und Montenegro nach Albanien.  Je früher wir loskommen, desto mehr Zeit haben wir in Shkodёr, um die alte Brücke in Mes  und vielleicht noch die Festung anzuschauen. Aber erstens kommt es manchmal anders und zweitens als man denkt.



Zunächst läuft alles wie geplant. Wir starten um halb sieben und das Navi errechnet uns eine Ankunftszeit in Shkodёr um ca. 14:00 Uhr. Die Autobahn ist so frei wie es nur geht und wir kommen gut durch. Wir halten noch einmal auf einem Parkplatz, von dem aus man einen tollen Blick auf den Krker Nationalpark hat und freuen uns an dem Blick auf den See und die umliegende Landschaft.

Auch als wir weiterfahren gibt es ein tolles Panorama nach dem anderen. Die Gegend ist karg, aber sie hat einfach ihren eigenen Reiz. Gewaltige Berge und tiefe Schluchten wechseln sich ab.



Nach zweieinhalb Stunden erreichen wir die bosnische Grenze. Hier gibt es nur noch ein recht kurzes Stück Autobahn, dann wird es sehr ländlich. Fast in jedem Vorgarten stehen ein oder mehrere Weinreben, die an Bäume erinnern, denn die Stämme sind meist dicker als 10 cm.



In Čaplina müssen wir uns entscheiden: folgen wir den Wegweisern oder dem Navi? Wir wählen das Navi. Alles sieht gut aus und die nächste Entscheidung fällt einige km weiter in Stolac wieder zu Gunsten des Geräts. Das Navi führt uns nun auf eine Nebenstrecke mit wenig Verkehr. Die Straße ist asphaltiert, aber nicht im besten Zustand. Nach etwa fünfzehn km beginnt eine Steigung von fast 10% und zieht sich. Der Olympia, schwer beladen mit Gepäck, Werkzeug und zwei erwachsenen Personen müht sich ab, und das bei 40°C. Die Motortemperatur steigt und ist bald im roten Bereich. Wir machen eine Pause.

Ich öffne den Deckel des Kühlers vorsichtig und lasse Druck ab. Das übergekochte Wasser ersetze ich durch kühleres. Die Temperatur ist wieder normal, aber nicht für lange. Die Steigung geht ja auch weiter.

Kühler voll - Flasche leer

Ich gebe der Aktion mit dem Kühlwasser überkochen und nachfüllen den Namen: Durchlauferhitzer. Das Procedere wiederholt sich noch weitere Male...




Irgendwann geht es dann doch abwärts und wir erreichen Bileća. Im Tal erstreckt sich ein riesiger See – der Bilećko Jezero –  an dem es aber weder Badegäste noch Wassersportler gibt. Am Ortsausgang sind sich Wegweiser und Navi einig: Es geht links in Richtung Nikšić und montenegrinische Grenze. Als wir die Grenze erreichen, haben wir wieder einen Durchlauferhitzer (DLE) und die Steigung ist hier ähnlich wie oben beschrieben. Auf Anfrage  erfahre ich, dass es etwa 10 km so steil weiter geht. Das ist eine Gefährdung des Fahrzeugwohls und für mich keine Alternative.


Der Durchlauferhitzer nervt langsam...
Wir nehmen Kurs Süd-Südost auf und steuern Trebinje an. Die Strecke ist deutlich besser. Wir erreichen Trebinje und halten Kriegsrat: Küstenstraße – drei Stunden zusätzlich, oder Nikšić direkt, eine Stunde. Während wir überlegen kommen immer wieder Männer vorbei die den Olympia mit dem Handy fotografieren oder fragen, ob er zu verkaufen ist.


9 l reichen erst mal...
Ich entscheide mich für den direkten Weg und baue das Thermostat aus, damit die Kühlung effektiver arbeitet. Dann fülle ich am Trebinjsko Jezero noch die Kanister mit frischem, kühlem Wasser und fahre los.

Im Niemandsland auf über 1000 Meter

Montenegro ist wahrscheinlich nicht ohne Steigung zu erreichen. Die Serpentinen führen von dreihundert m über NN bis auf über 1000 m, und das auf 11 km Strecke. Die Motortemperatur macht relativ gut mit, es gibt zwei DLE’s und an der Grenze ist Geduld erforderlich. Danach geht es dann langsam aber stetig abwärts und Wolken brauen sich zusammen. Starkregen prasselt herunter und wir fahren gemächlich.
Als der Regen nachlässt, sehen wir wieder vor uns einen See im Tal, den Slansko Jezero. Wir halten kurz, lassen die Landschaft auf uns wirken und fahren weiter an Nikšić vorüber und Richtung Podgorica.


Die Grenze nach Albanien kostet uns über eine Stunde Wartezeit. Aber dann ist auch diese Hürde überwunden und ich gebe Gas. Plötzlich: Polizei, wir werden angehalten. Ich denke gleich: „Mist, zu schnell gefahren…“ Aber der Polizist macht uns darauf aufmerksam, dass in Albanien auch tagsüber mit Licht gefahren werden muss.
Es geht weiter nach Shkodёr zur alten Brücke von Mes, eine Empfehlung der Familie Kodra, die von dort stammt und jetzt bei uns in Rheinhessen wohnt. Die alte Steinbrücke mit dreizehn Bögen ist wunderschön. Es ist jedoch mittlerweile 19 Uhr und wir müssen um 22 in Durrёs sein.

Holzweg?!
Wir folgen dem Navi über die neue Brücke. Die Straßen werden immer enger und wir wundern uns schon. Alsbald geht es auf Schotter weiter und die Löcher im Weg werden immer tiefer. Jetzt ist Schluss. Wir kehren um solange wenden noch möglich ist, hier waren wir wohl auf dem Holzweg.






















Die Erkenntnis des Tages lautet:
Folge im Zweifel deinem Gefühl oder deinem Herzen und nicht dem Navi!!



Der längste Tag der bisherigen Reise endet nach störungsfreier Weiterfahrt um 22:10 im Herzen von Durrёs.

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